Exponate machen eine Ausstellung! Sie wecken Interesse, schaffen durch ihre Dreidimensionalität räumliche Tiefe und transportieren den thematischen Inhalt. Also gleich mehrere Gründe sich über die passende Inszenierung Ihrer „besten“ Stücke Gedanken zu machen. Dabei gibt es aber ein paar Dinge zu beachten: Sollen die Gegenstände zum Anfassen zugänglich sein, oder lieber „hinter Glas“? Zeigen Sie einen Ausschnitt aus einem größeren System, oder stehen sie abgeschlossen für sich? Soll ein Experiment gezeigt werden – in Funktion oder statisch?
Dieser Beitrag widmet sich dem Thema Vitrinen in Ausstellungen. Er soll zum einen über die im EXPOneer-System vorhandenen Möglichkeiten informieren, zum anderen dazu anregen eigene Vitrinen oder Ausstellungsmöglichkeiten zu entwickeln. Grundsätzlich unterscheidet das EXPOneer-System bei der Präsentation von Exponaten zunächst zwischen offenen Fächern und Vitrinen. Das offene Fach hebt sich nur durch die fehlende Plexiglasscheibe und in kleineren Details, etwa den oberen Halterungen von der Vitrine ab. Beide sind jedoch mit einer Lichtleiste ausgestattet, die die Exponate in das passende Licht rückt. Im Folgenden einige Beispiele von besonderen Vitrinenbauten, die in vergangenen Ausstellungen eingesetzt wurden:
Vitrine mit „Durchguck“
Bei dieser Variante sind beide Seiten des Regalfachs mit Plexiglasplatten verschlossen, wodurch die Exponate von zwei Seiten zu sehen sind. Dadurch bietet sich die Möglichkeit einer Interaktion der Besucherinnen und Besuchern auf beiden Seiten der Vitrine, da sie sich durch das Fach hindurch sehen können. Wenn sich (thematisch) diese Möglichkeit realisieren lässt, ist es ein sehr schönes Gestaltungselement, das die Ausstellungwand zudem optisch leichter wirken lässt.
Doppelt breite Vitrine
Im Normalfall können in einem Regalfach der Kallax-Serie Exponate bis zu einer Größe von etwa 30*30*30 cm³ untergebracht werden, bedingt durch die quadratischen Fächer der Regale. Wenn allerdings größere Exponate gezeigt werden sollen ist es möglich, durch das Weglassen einer Regalseitenwand eine Vitrine mit doppelter Grundfläche zu schaffen. Da die horizontalen Bretter bei den Kallax-Regalen durchgehen, lässt sich eine Vitrine in horizontaler Ausrichtung relativ einfach realisieren, in senkrechter Richtung ist das deutlich schwieriger, da das lange Brett abgesägt werden müsste.
Ausstellung zum Thema Plastik mit mehreren doppelt breiten Vitrinen an der Schule am Meer in Büsum.
Um die horizontale Vitrine zu bauen sollten die Verbindungszapfen der Trennwände eingekürzt werden, so dass die darunter- und darüberliegende Trennwand noch ausreichend Halt hat. Das nun sichtbare Loch wird mit etwas weißem Lack, weißem Klebeband oder dem Exponat selbst verdeckt. Beim Ausmessen der Plexiglasscheibe und der Spanplatten für die Rückwand und die gegenüberliegende Texttafel die zusätzliche Stegbreite der ehemaligen Trennwand nicht vergessen (also 335 mm + 16 mm + 335 mm = 686 mm Gesamtbreite).
Zur Befestigung der Plexiglasscheibe sind unten drei statt der üblichen zwei Halterungen notwendig, oben wird in der Mitte eine Mittelhalterung gesetzt um die Platte noch einmal festzuschrauben.
Vitrine als Aquarium oder Terrarium
Diese Variante wird häufig eingesetzt um den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in ein System zu gewähren. Dies kann z.B. ein Ökosystem sein (z.B. See, Teich, Meer etc.), oder eine Miniaturansicht einer Landschaft (z.B. Verschmutzung der Strände). Denkbar ist auch eine zeitliche Gegenüberstellung eines Systems.
Modell einer Vorrichtung zum Sammeln von Plastikmüll in den großen Plastikstrudeln der Ozeane (Ausstellung „Plastik – Fluch der Meere“ an der Helene-Lange-Schule in Rendsburg); Strandlandschaft mit gesammeltem Plastikmüll; Diorama zum Anstieg des Meeresspiegels und der weiteren Verschmutzung der Meere in den kommenden hundert Jahren (Gymnasium Miesbach).
Vitrine mit UV-Beleuchtung
Die Vitrinen mit UV-Beleuchtung wurden für Ausstellungen im EU-Projekt IRRESISTIBLE entwickelt. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein Lernmodul zu Nanosilber entwickelt, in dem unter anderem Versuche zur Ausbreitung von Krankheitserregen integriert sind. Die Ausbreitung wird mittels UV-aktivem Pulver dargestellt. In den Ausstellungen präsentieren die Schülerinnen und Schüler Gegenstände, bei denen erst unter UV-Beleuchtung die „Kontamination“ sichtbar wird. Dazu wurden die Vitrinen mit 6-8 UV-LEDs bestückt (Bezugsquellen z.B. Reichelt, Conrad). Da die LEDs nicht als Strip verfügbar sind, müssen beim Einbau passende Vorwiderstände angebracht werden, so dass etwas mehr Elektronik-Erfahrung nötig ist.
Hands-On Fach
Ein Hands-on Fach soll die Besucherinnen und Besucher animieren, selber aktiv an der Ausstellung teilzunehmen. Hier können zum Beispiel kleinere Experimente eingebaut werden oder Exponate ausgestellt werden, die die Besucherinnen und Besucher genauer betrachten und auch anfassen sollen. In der Ausstellung „Meer und Ozean“ in Plön wird den Besuchern so die Schallausbreitung unter Wasser näher gebracht, in der Austtellung zur Nano-Forschung in Kiel kann eine Flasche mit Nanopartikeln geschüttelt werden und so das Verhalten des Partikel-Luft-Gemischs beobachtet werden.
Experimentierstation zur Lärmentwicklung unter Wasser (mit Stethoskop) in der Ausstellung „Meer und Ozean“ am Gymnasium Schloss Plön; Schüttelversuch mit Nanopartikeln in der Ausstellung „Nanoforschung in Kiel“ in der Kieler Forschungswerkstatt (hier Link zu Video); die Rückwände der offenen Fächer oder Vitrinen lassen sich auch nutzen um etwa Experimentieranleitungen oder weitere Informationen zu präsentieren.